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Im Reyche der Schlaraffen
Willkommen lieber Gast, in unserer Runde. Ein Freund, ein Bekannter oder ein Arbeitskollege gab sich Ihnen als Schlaraffe zu erkennen und bot Ihnen an, doch einfach mal zu einem Veranstaltungsabend, einer Sippung der Schlaraffia mitzukommen. Sicher wissen Sie garnicht, welch persönliche Wertschätzung einer solchen Einladung zu Grunde liegt. Vielleicht ahnen Sie es, wenn Sie die folgenden Zeilen gelesen haben.
Das Wort Schlaraffe stammt vom mittelhochdeutschen slür-affe und bedeudete nichts anderes als "leichtsinniger Narr, fauler Genießer". Im Falle des heutigen Schlaraffen ist allerdings - nicht ohne Selbstironie - ein eher ideell-geistiger Genießer gemeint, der im täglichem Leben durchaus seinen Mann steht und dessen Interessen beileibe nicht in üppiger Völlerei und übermäßigem Bierkonsum bestehen. Wer Schlaraffe wird, tritt ein in ein geistiges Schlaraffenland mit Grenzen, aber grenzenlosen Möglichkeiten. Die Schlaraffia ist eine weltweit verbreitete deutschsprachige Männervereinigung zur Pflege von Kunst und Humor und Freunschaft.
Am 10. Oktober des Jahres 1859 gründeten Künstler, Akademiker, Handwerker und Bürger weiterer Stände in einem Gasthaus zu Prag einen besonderen Freundschaftsbund. Der Zufall wollte es, dass über der Innentür der Gaststube ein großer ausgestopfter Uhu angebracht war. So wurde dieses Tier auch gleich zum geliebten Sinnbild. In der Zeit der Neoromantik mit ihren allenthalben entstehenden Männerbünden, die eine geistreiche Unterhalting und reine Männerfreundschaft pflegten, wird auch das schlaraffische Spiel erfunden.
Wie ein Lauffeuer verbreiteten sich die schlaraffischen Ideen über den Erdball. Orte, in den Schlaraffia heimisch wurde, erhielten die Bezeichnung Reych. Um die profane Stadt von der schlaraffischen Niederlassung zu unterscheiden, erhielt das Reych einen etwas abgewandelten Namen, beispielsweise Lipsia in Leipzig, Vindobona in Wien oder Porta Ontarie im kanadischem Toronto. Leider fiel viele Hochburgen schlaraffischen Humors dem Verbot der Nazis zum Opfer. Erst die politische Wende 1989/90 verhalf einerseits "den im verborgenen blühenden" Ost-Reychen in Leipzig, Schwerin, Weimar, Erfurt, Potsdam, Bautzen, Plauen und Gera zu neuen Leben und bot anderseits auch für Halle wieder Raum für die Ideen Schlaraffias.
Ihr Leitspruch lautet In arte voluptas (In der Kunst liegt das Vergnügen). Schlaraffen spielen gemeinsam ein ritterliches Spiel nach uraltem Zeremoniell. Dabei lernt einer vom anderen. Der Humor und das Sich-nicht-ernst-Nehmen spielen eine große Rolle. Alle schönen Künste werden gepflegt. Wer in das schlaraffische Spiel eintritt, lässt berufliche und private Sorgen hinter sich. Er entspannt sich von Hektik wie Alltagsstress und fühlt sich wohl in seiner sich auf den Leib geschriebenen Ritter-Rolle. Man gibt sich phantasievolle Ulknamen und der Ablauf der Abende ist dem höfischen Leben und dem Rittertum nachempfunden. Bezogen auf ein vorgegebenes Motto oder frei ersonnen werden kleine Vorträge gehalten, eigene Gedichte zum Besten gegeben und Auszüge literarischer Werke zu Gehör gebracht. Die Zusammenkünfte bieten Ort und Zeit für vielfältige Themen und Formen. Schlaraffen machen für sich selbst literarisches Kabarett, spielen Klavier oder ein anderes Instrument und singen gemeinsam Lieder, die nicht selten aus dem umfangreichen schlaraffischen Liederbuch stammen. Phantasie und Einfallsreichtum für eigene Beiträge sind gefragt. Das erzählen sogenannter Männerwitze ist verpönt. Politik, Geschäft und Relegion sind bei den Schlaraffen kein Thema.
Kurz gesagt, beim Thema Humor verstehen wir keinen Spaß, der muss einfach immer dabei sein - als Ausgleich zum Alltag.